Die Ursprünge der Brennerei F.lli Pisoni

Der Ursprung der Brennerei F.lli Pisoni verliert sich im Dunkel der Zeit, denn die zahlreichen Generationen der Familie Pisoni, die sich im Lauf der Jahre abwechselten, widmeten sich von jeher der Weinbautradition. Es gibt Notizen aus der Zeit des Konzils vom Trient (1545-1563), in denen von einem gewissen Carlo Antonio Pisoni die Rede ist, dem offiziellen Lieferanten von Weinen und Weinbränden am Hof des damaligen Fürstbischofs Kardinal Cristoforo Madruzzo.
Das Bild zeigt Baldessare Pisoni (1850-1913) und seine Gattin Angela Poli (verstorben im Jahr 1925) anlässlich ihrer Hochzeit im Jahr 1876. Sie verlebten glücklich die Anfangsjahre des 20. Jahrhunderts, also kurz vor dem Ersten Weltkrieg. Drohende Wolken zogen sich zusammen. 
Am 28 Juli 1914 erklärte Österreich-Ungarn Serbien den Krieg. Am 31. Juli folgte der Befehl zur Generalmobilmachung des Heers und zur Massenrekrutierung. Die Familie von Baldessare Pisoni war zu derzeit mit der Heuernte in Lagolo beschäftigt.
Baldessare starb kurz vor dem Ausbruch des Großen Kriegs und im Jahr 1914 wurden all seine sieben Söhne an die Front gerufen, um mit dem österreichisch-ungarischen Heer zu kämpfen. Also zogen in den Krieg Don Luigi (1877-1950), Giuseppe (1880-1960), Francesco (1882-1948), Biagio (1885-1961), Eugenio (1887-1914 gefallen an der Front), Don Vittorio (1891-1967), Oreste (1894-1973) und Giulio (1895-1973). Da sie in der obligatorischen Einzugsliste eingetragen waren, mussten sogar die beiden Pferde Derna und Tripoli an die Front ziehen.
In Lasino, im großen Vaterhaus der Familie Pisoni, blieben nur zwei Frauen zurück: die Mutter Angelina und die einzige Tochter Maria (“Tante Maria”, 1879-1952), die nie heiratete und stets an der Seite ihrer Priester gewordenen Brüder blieb.
Auch die beiden Frauen kämpften ihre Schlacht. Sie ließen sich nicht entmutigen. Maria lernte schnell, mit dem zurückgebliebenen Pferd umzugehen, das Vieh zu versorgen, die Helfer zu überwachen, die in der Zwischenzeit eingestellt werden mussten. Man musste für Weinlese, Mais-, Kartoffel- und Rübenernte sorgen. Und der Krieg nahm kein Ende…
Dann kam der Frühling. Man musste sich mit der  Aussaat, mit den Seidenraupen und wiederum mit Ernte und Weinlese befassen und Schnaps brennen, der damals als “acquavita” (auf deutsch etwa „Lebenswasser“) bezeichnet wurde. So ging es ein Jahr, dann ein weiteres Jahr, und noch ein weiteres… vier Jahre lang. Der Weinbrand „acquavita“ wurde damals als so wichtig betrachtet, dass Kaiser Franz-Josef „gnädigerweise“ seinen Untertanen gestattete, ihn frei für den Familienbedarf zu brennen, ohne Steuern darauf zahlen zu müssen.
Im November 1918 nahm der Krieg ein Ende. Auch in Lasino wurde diese Nachricht mit großer Freude aufgenommen. Das Leben konnte nach und nach wieder seinen normalen Lauf nehmen.
Von der Front kehrten nicht mehr acht, sondern nur sieben Brüder aus der Familie von Baldessare Pisoni zurück. Eugenio blieb für immer in Galizien verschollen. Man wartete jahrelang umsonst auf ihn, in der Hoffnung, er sei in Russland gefangen.
Und nach Wiederherstellung des Friedens begannen die Gebrüder Pisoni ein neues Leben, jeder nach seiner eigenen Berufung und seinem Beruf.
Es war Aufgabe der Brüder Oreste und Giulio, die von ihren Vorfahren aufgebaute Landwirtschaftstätigkeit fortzusetzen.

In den Jahren nach dem Ersten Weltkrieg entstanden auf den Masi di Lasino für die Brüder Oreste und Giulio Pisoni neue Aufgaben in der Landwirtschaft.
Der Krieg hatte sich auf das Gemüt der beiden jungen Bergleute tiefgreifend ausgewirkt. Sie waren als Jugendliche in den harten Konflikt gezogen und als ausgewachsene Männer zurückgekommen.
Harte Arbeit erwartete Oreste und Giulio. Es ging darum, einen Landwirtschafsbetrieb wieder in Gang zu setzen, der lange Zeit notwendigerweise vernachlässigt worden war.
Wertvoll waren dabei auch die neuen Technologien, die sie an der Landwirtschaftsschule von San Michele all‘Adige erlernt hatten, bevor man sie zu den Waffen rief. Man begann mit der Arbeit im Landwirtschaftsbetrieb von Lasino. Man widmete sich den Feldern, den Weinbergen, den Ställen. Die Kellerei und die kleine Brennerei wurden umgebaut. Viel Mühe wurde jedoch auch auf den Landwirtschaftsbesitz bei Masi di Lasino (heute Pergolese) verwandt. Oreste und Giulio gingen jeden Tag frühmorgens nach “Sarca” hinunter und kamen abends zusammen mit einer zahlreichen Brigade anderer Bauern nach Lasino zurück.
Im Jahr 1926 heiratete Oreste Bianca Pisoni aus Calavino, während Giulio im Jahr 1927 Erminia Segalla aus Vigne di Arco heiratete.
Im Lauf des Jahres 1927 erfolgte die endgültige Übersiedelung nach Masi di Lasino. Die beiden Familien von Oreste und Giulio wohnten im alten, jedoch entsprechend umgebauten Wohnbau neben dem Berg. 
Im Leben von Oreste und Giulio war von besonderer Bedeutung die große Wirtschaftskrise von 1929. Während der ersten Deflationsphase standen dem Erwerb der Rohstoffe zu bestimmten Preisen und den Investitionen in Strukturen ständig sinkende Preise für die Endprodukte gegenüber. Die Rechnung ging nicht mehr auf. Niemand kaufte, weil niemand Geld hatte. Durch die darauffolgende Inflation im Rahmen der Krise verbesserte sich dieser Zustand. Auch die Schulden konnten nach und nach abgezahlt werden.
Die große Krise ging endlich vorüber und das Leben im Betrieb Pisoni nahm wieder seinen normalen Lauf. Der bisher einseitige Betrieb fand mit zunehmendem Wachstum neue und ausgeprägte Diversifizierungen: Bebauen der Felder, Kellerei, Brennerei. Jedes Mitglied der Familien Pisoni war in der Lage, in jeder dieser Branchen mitzureden. Das ist der große Starkpunkt des Betriebs. Für Oreste bleibt die Landwirtschaftstätigkeit vorrangig, während Giulio sich mit dem Management befasst, d.h. mit den Aspekten der eigentlichen Verwaltung, besonders in Bezug auf die Kellerei und die Brennerei.
Bei Ausbruch des Zweiten Weltkriegs (nach der Invasion Polens durch Hitler am 1. September 1939), der für Italien mit der Kriegserklärung gegen England und Frankreich am 10. Juni 1940 begann, wurden die Pisoni aus Masi di Lasino nicht zu den Waffen gerufen. Oreste und Giulio waren schon älter und ihre Söhne noch zu jung.
Während des Zweiten Weltkriegs hatte Oreste sechs Kinder: Angela, Lucilla, Vittorina, Gino, Franco und Lodovica. Später kam Cecilia zur Welt. Giulio dagegen hatte vier Kinder: Enrica, Arrigo, Vittorio und Giulia. Die beiden Familien lebten gemeinsam unter dem gleichen Dach und versammelten sich mittags und abends gemeinsam um den gleichen Tisch.
Arrigo, damals  noch  ein Kind, erinnert sich lebhaft an das Hin- und Her von kleinen und großen, von Pferden, Eseln oder Ochsen gezogenen Karren mit Trester und an die Verzweiflung und den Ärger seines Vaters Giulio und seines Onkels Oreste, wenn von überall, speziell aus den Judikarien, kleine Mengen Trester eintrafen, die vertrocknet, verschimmelt, verfault oder versauert waren und von den armen Erzeugern den zugelassenen Brennereien angeliefert wurden.
Trotz der Härte der Kriegszeit war das Leben der Familien von Giulio und Oreste Pisoni recht glücklich. Sie litten keinen Hunger, schwelgten aber auch nicht im Überfluss. Polenta war die Hauptnahrung. Gelegentlich überflogen die englisch-amerikanischen Bombenflugzeuge das Gebiet, um dort ihre tödliche Last fallen zu lassen. Vorsichthalber wurde im Fels neben der Brennerei ein kleiner Luftschutzbunker eingerichtet, der Jahre später zu einem großen, kühlen Weinkeller wurde, der für die Lagerung von Spumante ideal ist. 
Zwischen Neffen und Brüdern entstanden natürliche Affinitäten in der Schule, bei der Arbeit, beim Spiel. Besonders Gino und Arrigo waren stets beisammen. Sie hatten zahlreiche gemeinsame Interessen und blieben ihr Leben lang zusammen, in der Schule, bei der Arbeit, im Beruf.

1932 war das Geburtsjahr von Gino und Arrigo. Sie besuchten die Grundschule in Masi di Madruzzo (so hiess damals Masi di Lasino) und in Condino, wo sie bei ihrem Onkel Don Luigi zu Gast waren. Vittorio, Giulios dritter Sohn, kam im Jahr 1935 zur Welt.
Einige Jahre später besuchten Gino, Arrigo und Vittorio die Landwirtschaftsschule in S. Michele all‘Adige, Gino und Arrigo bis 1949, Vittorio bis 1954.
Es begann eine intensive Neuordnung des Obstbaumbestands und der Weinberge. So entstanden die ersten sortenspezifischen Obstplantagen und Weinberge. Alte Rebsorten wurden beseitigt und neue Sorten gepflanzt. Man schuf Platz für Cabernet, Merlot, Chardonnay, der damals als „Gelb-Burgunder“ bezeichnet wurde.
Man erdachte und erzeugte neue Produkte. Man begann, Wein in Flaschen abzufüllen, während er bislang nur offen verkauft wurde. Es entstanden neue Sorten von Grappa und Weinbrand. Man schuf neue Verpackungen.
Die Brennerei wurde im Jahr 1935 renoviert und war für die damalige Zeit hochmodern. Sie war vollständig aus Kupfer, selbstverständlich auf direktem Feuer, und mit Rektifikationskolonne und Zähler ausgestattet. Man konnte destillieren, wann und so viel man wollte, und zwar auf einmal. Zuvor befand sie sich in der Kellerei und arbeitete mit „Tagesraten“
Die alte Brennerei wurde 1968 durch die Realisierung eines Silos und weiterer Nebenräume um- und ausgebaut.
Im Lauf der 60er Jahre erfuhr das Unternehmen einen weiteren Aufschwung. Mit immer präziseren und umfangreicheren Aufgaben trugen die neuen Kräfte, d.h. Gino, Arrigo und Vittorio zu diesem Aufschwung bei.
Die Kenntnisse und Erfahrungen, die sie sich beim gemeinsamen Besuch der Landwirtschaftsschule in S. Michele all‘Adige angeeignet hatten, wurden erfolgreich genutzt. Und, wie es in der Vergangenheit bereits bei ihren Vätern der Fall war, zeichnete sich das neue Management des Betriebs seitens der drei  neuen Unternehmer durch eine Diversifizierung der Aufgabenbereiche aus, wenngleich in allen drei Fällen die Fähigkeit beibehalten wurde, in jedem Sektor tätig zu werden: Bestellung der Felder, Kellerei und Brennerei. Wie schon mehrmals erwähnt, ist dies die Philosophie, die von jeher der Unternehmenstätigkeit zugrunde liegt und ihr Kraft verleiht. 
Gino befasst sich somit überwiegend mit den Weinbergen und den Obstplantagen, Arrigo mit der Brennerei, Vittorio mit den Kunden, den Transporten und den Warenlieferungen.
Viehzucht, Getreideanbau und Futtermittelbau wurden dagegen aufgegeben.

Zwischen den Neunziger Jahren und den ersten Jahren des dritten Jahrtausends waren es die beiden Söhne von Arrigo (der noch immer im Betrieb mitarbeitet), Elio und Giuliano, zusammen mit den beiden Söhnen von Vittorio, Andrea und Francesco, die die Zügel des Unternehmens in die Hand nahmen.
Während der ersten Jahre des neuen Jahrtausends erfuhr das Unternehmen im Hinblick auf die Strukturen eine radikale Verwandlung.
Im Jahr 2004 wurde die neue Brennerei eingeweiht. Bei diesem Anlass wurde auch das 150-jährige
Bestehen des Unternehmens gefeiert. Ein wichtiges Ziel für die Familie Pisoni, aber insbesondere ein neuer Anfang: eine radikale Erneuerung der Brennereianlagen im neuen Flügel des Unternehmens, der durch die Erweiterung der bestehenden Halle entstand. Die neue, moderne Anlage gestattet eine weitere Steigerung der Qualität der hergestellten Grappas und der Menge des destillierten Tresters.
Die vier jüngeren Pisoni haben alle einen Universitätsabschluss und haben Arbeits-und Studienerfahrungen im Ausland gemacht.
Heute ist jeder von ihnen mit einer spezifischen Aufgabe im Unternehmen tätig.
Elio hat Wirtschaftswissenschaften studiert und befasst sich mit der Verwaltung und mit dem Vertrieb im Ausland.
Giuliano hat Materialwissenschaften studiert und befasst sich mit der Produktion von Grappas, Likören und Destillaten. Außerdem ist er zuständig für die gesamte Produktionsstruktur der Brennerei, die Abfüllanlagen und den Fahrzeugpark des Unternehmens.
Andrea hat Lebensmittelwissenschaften und Lebensmitteltechnologie studiert und ist für die Abteilung Schaumweine verantwortlich. Unter seiner achtsamen und fachkundigen Leitung entstehen unsere edlen, nach klassischer Methode hergestellten Schaumweine Pisoni Trento doc.
Francesco hat angewandte kognitive Psychologie studiert und befasst sich mit dem gesamten Vertrieb in Italien. 
In den letzten Jahren wurden neue Produkte geschaffen und das Vertriebsnetz weiter ausgebaut dank eines Netzes von Handelsvertretern, das im Lauf der Jahre stetig gewachsen ist. Damit einhergegangen ist auch ein Zuwachs des Umsatzes mit ausländischen Kunden. Die Produkte der Fa. Pisoni werden in verschiedenen europäischen Ländern, in den USA und in Kanada vertrieben.
Die Familie Pisoni hat über 3 Jahrhunderte Geschichte hinweg viel Weg zurückgelegt, zwei Weltkriege, eine schwere Wirtschaftskrise in den 30er Jahren des vergangenen Jahrhunderts und eine ebenso schwere Wirtschaftskrise überstanden, die 2007 begonnen hat und noch nicht beendet ist.
Die Philosophie unseres Unternehmens ist von jeher die der „kleinen Schritte“, sowie die Anwendung einer Unternehmenspolitik, die stets an die Qualität gebunden ist, die inzwischen schon seit 10 Jahren auch von DNV (Det Norske Veritas) gemäß Norm ISO 9001-2008 zertifiziert wird.

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